Über uns

Bruno Glöckner studiert Philosophie in Heidelberg, ist Passivist und Ästhet. Die Aufenthaltsbereiche seines Denkens werden von den Fragen nach dem Schönen, der Kulturphilosophie und Soziologie umgrenzt. Für ihn steckt in jedem Denker ein Dichter und vice versa. Wie ein Frühromantiker will er Literatur und Philosophie zurück in das ursprüngliche Chaos aus Spekulationen, Phantasien und Einbildungen stürzen, dem diese wie zwei große Blumen entwachsen sind. Er mag Kierkegaard, Schlegel, Nietzsche, Adorno, Plessner und Blumenberg. Nebenberuflich ist er der sympathischste Heinrich Heine Leser Deutschlands und der intellektuellste DJ der Bundesrepublik.

Jakob Scheich war schon in frühen Jahren ehemaliger Enthusiast und begab sich in die Philosophie auf der Flucht vor grassierender Verblödung. Heute studiert er in Köln. Was ihn zum Philosophieren trieb, war die Frage nach der psychologischen Wurzel von Moral, weshalb er keine besseren Gewährsmänner als Montaigne und Nietzsche fand. Immer mehr treiben ihn aktuell der Leib und seine Phänomene um, außerdem ist er bestrebt, von der evolutionären Anthropologie zu lernen. Auch bei Dilthey, Freud, Plessner und Blumenberg fühlt er sich zuhause. Er ist der erste, lebende Vertreter der allgemeinen Wohntheorie und Cineast.

Maxim Klusch ist freier Korrespondent bei Lachen & Weinen, Liebhaber von Musik der 60er und 70er Jahre, Sänger bei János e Fiammetta und DJ bei The Electric Jungs. Seit seine Express-Wochenshow abgesetzt wurde, bereichert er unser Programm mit der Popmusikanalyse.

Leon Scheich stellt bei Lachen & Weinen den Worten Bilder zu Seite, in Designs, Portraits und Comics. Er ist erreichbar per Email oder als @leon.scheich.

Als das Rezipieren nicht mehr genug war und passiv in aktiv gewendet werden musste, da bündelten wir unsere Kräfte. Am 23. März 2020 erschien Folge 1.

Namensgebend wurde Helmuth Plessners Schrift Lachen und Weinen”, und er damit zu unserem Patron.

Unser Patronus Helmuth Plessner bei der Textarbeit.Unser Patronus Helmuth Plessner bei der Textarbeit.

Franz Schubert vertonte 1823 nach einem Text Friedrich Rückerts die wesentlichsten Einsichten zum Thema, zu denen Plessner knapp 120 Jahre später gelangen sollte. Hier eine unserer Lieblingsinterpretationen von Elly Ameling aus dem Jahre 1970:

Warum Lachen und Weinen? Ein fiktiver Dialog.

Jakob: Nun?
Bruno: Lachen und Weinen - das steckt das Spektrum ab, in dem wir uns alle ständig bewegen.
J: Ich bin ganz bei Dir Bruno. Immer schon befinden wir uns in Situationen. Manchmal vergessen wir uns und müssen uns erst wiederfinden. Aber wenn wir das schaffen, finden wir uns gewissermaßen vor, und zwar in Situationen, die uns Reaktionen abverlangen.
B: Ganz recht. Reaktionen, die die Form von Reflexen annehmen können, oder eben die Form von Verhalten. Und Lachen und Weinen, bzw. Lachen oder Weinen, das ist die Lektion, das ist es, was wir unseren Hörern schuldig sind, gerade darauf den Blick nicht zu verstellen; dass also sowohl Lachen, als auch das Weinen! - dass beide also gleichsam… ähm…
J: … Verhaltensweisen sind.
B: Precisely.
J: Der Mensch kann reagieren, indem er agiert.
B: Ganz genau.
J: Aber ich kann es mir doch nicht aussuchen, ob ich Lache oder Weine, bzw. eins von beidem, also keins von beidem kann ich mir aussuchen!
B: Völlig richtig.
J: Wie, völlig richtig?
B: Du hast Recht, Jakob!
J: Ja schön und gut, jetzt werd aber nicht spätplatonisch, Du musst mir etwas erwidern!
B: Achso.
J: Ja.

J: Wir stellen uns hier schließlich gerade dem Publikum vor!
B: Ach?
J: Ja. Und das Publikum hat gefragt - zurecht gefragt, möchte ich sagen - Warum Lachen und Weinen?”
B: Achso!
J: Ja.
B: Nun gut, also Deine Sorge ist nicht unberechtigt, lieber Jakob, man weint in aller Regel dann, wenn man übermannt’ wird, wenn man sich eben kein Verhalten mehr aussuchen kann, wenn man alternativlos vor den Tränen steht, gewissermaßen - dann weint man.
J: Es ist eine Grenzform des Verhaltens.
B: Völlig richtig.
J: Fang nicht wieder so an!
B: Ja, gut, also, das grenzhafte des Verhaltens von Lachen und Weinen liegt in ihrem Charakter als letzte Auswege’. Auch lachen tue ich dann, wenn ich anders nicht weiter wüsste.
J: Plessner sagt, wenn ich nicht mehr weiterkomme, gebe ich die Antwort (wir erinnern uns Bruno, die Antwort auf die Situation, in der ich mich befinde) an den Körper ab, d. h. ich lache, oder ich weine, und dadurch rette ich mich als Person.
B: Natürlich drückt sich im Lachen oder im Weinen auch etwas aus, aber das macht die beiden nicht zu reinen Ausdrucksformen, wie etwa Mimik oder Gestik.
J: Spannend, was er da sagt… Ich rette mich als Person”… indem ich den Selbstanspruch aufgebe, den ich als Person ständig an mich stelle, nämlich meine Äußerungen, meine Mimik und Gestik, mein Verhaltensrepertoire unter Kontrolle zu haben.
B: Ja, absolut.
J: Schön.
B: Ja, schön.
J: Denkst Du, das reicht?
B: Wozu?
J: Na für das Publikum, du musst an das Publikum denken Bruno!
B: Achso.
J: Nun?
B: Ich denke, sie könnte noch interessieren, warum wir uns so genannt haben.
J: Sehr richtig. Wir fanden einfach das Buch von Plessner und seinen Titel sehr, sehr gut.
B: Ja.
J: Meinst du das reicht als Erklärung?
B: Ich denke schon.
J: Gut.
B: Es ist auch ein sehr lustiges Buch über das Lachen, es nimmt seinen Gegenstand auch performativ ernst, das ist eher eine philosophische Seltenheit.
J: Meine Rede, meine Rede.
B: Gut, dann…
J: Ja.
B: Tschüss!
J: Ja, ciao!

ENDE